Amateurfunk ist auch Kommunikation in der Not
DLØVG - Wenn sonst nichts mehr geht
Funkamateure sind in der Lage, auch dann noch Verbindungen herzustellen, wenn Telefon, Handynetze, Internet und sogar das Stromnetz ausgefallen sind. Mit Telegrafie-, Sprech-, Fernschreib-, Daten-, Bild- und Videofunkverbindungen unterstützen sie in Not- und Katastrophenfällen die Bevölkerung und Behörden. Bei allen größeren Katastrophen haben sie geholfen: Sturmflut Hamburg, Schneekatastrophe Schleswig-Holstein, Stromausfall Münsterland, Lawinenunglück Galtür, Erdbeben in Italien, Haiti, Neuseeland oder Tsunami in Thailand, Indonesien, Japan.
Bundesweiter Warntag am 8. Dezember 2022
Am 8. Dezember 2022 fand der bundesweite Warntag statt. Vor dem Hintergrund der bestehenden Vereinbarung zwischen dem Distrikt V und dem Innenministerium M-V wurden auch die Funkamateure im Land zum Test ihrer Kommunikationsmöglichkeiten aufgerufen.
Eine Idee für die Beteiligung der Funkamateure im Distrikt V wurde durch den Distrikt-Referenten für Notfunk auf der letzten Distriktversammlung und in dem darauf folgenden Distrikt-Rundspruch vorgestellt.
Am 8. Dezember bereits kurz vor 11.00Uhr war es dann so weit:
Nach der Verbreitung der Warnmeldungen über alle möglichen öffentlichen Medien und Kanäle wurde die Klubstation DL0VG in Gützkow (Landkreis Vorpommern-Greifswald) als „Notfunk-Leitstation“ besetzt und unter dem Rundspruch-Rufzeichen des Distriktes – DL0MVP zum landesweiten Bestätigungs-Funkverkehr aufgerufen.
Zunächst erfolgte der Rundruf über die VHF-/UHF-FM-Relaisstellen im Verbund FM-Funknetz auf der Rufgruppe / TG 2620 (Zusammenschaltung Mecklenburg-Vorpommern / Sachsen-Anhalt) und auf den direkt von der Leitstation erreichbaren Relaisstellen außerhalb des Verbundes. Anschließend wurde der Bestätigungsverkehr auf Kurzwelle im 40m-Band fortgesetzt.
Die Betriebsabwicklung sollte ähnlich des bekannten Bestätigungs-Funkverkehrs der Rundsprüche in der Reihenfolge der Ortsverbandskenner erfolgen.
Schon kurz nach Aufnahme des Bestätigungsverkehrs wurde deutlich, dass sich eine überwältigende Anzahl von Funkamateuren aus dem Distrikt und darüber hinaus an dieser Aktion beteiligte. Mit diesem Ansturm hatte ich in den kühnsten Wunschträumen nicht gerechnet!
Am Ende des Bestätigungsverkehrs standen schließlich 78 Funkverbindungen im Log.
Parallel zu unserem Kommunikationstest wurde eine landesweite Funkübung der Krisenstäbe zum Thema „Funkkommunikation bei einem möglichen Blackout“ durchgeführt, in die wir als Funkamateure mit einbezogen wurden. Der Betriebsablauf musste so zwangsläufig etwas „gestrafft“ werden. Die Zeit sollte unbedingt auf die geplanten 2 Stunden begrenzt werden, schließlich war der 8. Dezember ja für viele Teilnehmer ein Arbeitstag.
Besonders bemerkenswert bei der Durchführung des Bestätigungsverkehrs waren auch die Aussagen, dass sich rund um einige teilnehmende Stationen noch zusätzliche „Funknetze“ gebildet hatten und im direkten Umfeld auch Kommunikation neben unserer Aktivität stattfand.
So war z.B. auf der Insel Rügen ein CB-Funknetz aktiv, dass durch DH8ABM mit beobachtet und begleitet wurde. Im Umfeld der Klubstation DL0MSE in Neubrandenburg wurde ein weiteres Funknetz bedient. Zwischen den Klubstationen DL0VG (Gützkow) und DL0SWN (Schwerin) erfolgte direkter Funkverkehr auf Kurzwelle zur Übermittlung von Nachrichten während der Kommunikationsübung des Landes.
Logauszug: DL0MVP-DL0VG.pdf
Fazit:
- Die Aktion zum Warntag 2022 war ein voller Erfolg! Ein großes Dankeschön an alle Teilnehmer für die Bereitschaft und auch die Geduld beim Betriebsablauf!
- Wir sind als Funkamateure in der Lage, auch unabhängig von Stromversorgung und Infrastruktur zu kommunizieren, das haben wir eindrucksvoll bewiesen!
- Verbindungen über notstromversorgte Relais ermöglichen den Kontakt vieler Funkamateure untereinander, der Aufwand bei jedem Einzelnen ist dafür relativ gering.
- Relais-Vernetzung ist eine wertvolle Errungenschaft, weiterer Ausbau und Unabhängigkeit von Internet und Stromversorgung sollten angestrebt werden.
- Kurzwelle ist in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern unverzichtbar und ermöglicht außerdem neben der Sprache auch Datenkommunikation (beim Warntag zwar nicht durchgeführt, aber bereits erfolgreich getestet).
- Eine „Leitstation“ für die Bedienung aller Kommunikationspartner in einem Krisenfall ist keinesfalls ausreichend, hier bedarf es weiterer lokal begrenzter Strukturen (z.B. je Landkreis / Leitstellenbereich bzw. Krisenstab der BOS eine Klubstation, die im Umfeld als „Leitstation“ arbeitet) und dazu eine übergeordnete Leitstation für die Verbindung zu den Landesbehörden.
- Funkdisziplin und Übung sind für eine sichere Kommunikation unbedingt erforderlich.
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Eine Sicht über den „Tellerrand“ hinaus kann nicht schaden: Wenn wir z.B. auch andere am Funk interessierte Mitmenschen ins Boot holen und mit ihnen zusammenwirken (CB-Funk, Freenet usw.), kann sich daraus noch viel mehr entwickeln. Wir brauchen Nachwuchs!
Thorsten, DL2NTE
Notfunkreferent Distrikt V
Mail:
Notfunkübung
Eine interessante Information - dem MVP-Rundspruch vom 20.02.2022 entnommen:
Gestern fand eine sehr kurzfristig organisierte Übung zwischen Funkamateuren aus
Mecklenburg-Vorpommern und dem Innenministerium des Landes statt. In einem
Kommunikationstest wurde die sichere Übertragung von Meldungen zwischen der
Landeshauptstadt Schwerin und dem Landkreis Vorpommern-Greifswald durch
ehrenamtlich tätige Funkamateure per Kurzwelle erfolgreich erprobt.
In Schwerin waren die OM's unter DL0MVP mit einer Portabel-Station vom Gelände des für den
Katastrophenschutz zuständigen Landesamtes QRV. In Gützkow funkten die OM's an der
Klubstation DL0VG in der Feuerwehrtechnischen Zentrale des Landkreises Vorpommern-Greifswald.
Zahlreiche Wortmeldungen aus anderen Teilen des Landes während eines kurzen
Besträtigungsverkehrs zeugten von einem großen Interesse auch in anderen Ortsverbänden.
Die Aufmerksamkeit in Politik und Verwaltung für diese Übung war beachtlich und lässt auf
einen weiteren Ausbau hoffen.
Innen-Staatssekretär Wolfgang Schmülling, der selbst in Schwerin vor Ort war sagte unter anderem:
"Die Zusammenarbeit des Landes sowie der unteren Katastrophenschutzbehörden mit den
Amateurfunkern ist ein großartiges Projekt für unser Bundesland, das nahezu einmalig ist" und
weiter: "Großen Dankrichte ich an die vielen teilnehmenden ehrenamtlichen Funkamateure, die
uns ihre Kompetenz und eigene Technik für die Übung zur Verfügung stellen",
Das Innenministerium M-V hat eine ausführliche Meldung veröffentlicht, die im Presseportal
nachzulesen ist.